Himachal Pradesh

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Nachdem wir in Delhi bei Bullet-Wallas unser Motorrad einem genauen Check unterzogen haben geht es nun direkt nordwärts. Delhis Stadtverkehr und der furchtbar öde Highway NH1 führen uns nach Chandigarh. Die Stadt, in den 50ern vom Französischen Architekten Corbusier entworfen und aus dem Nichts gestampft, ist ein absoluter Kontrapunkt zu Indien. Die Bauten erinnern an den Ostblock, aber der Aufbau der Stadt ist weitläufig und grün. Breite Alleen durchziehen das Stadtgebiet und teilen die Sektoren auf. Jeder Sektor ist eine abgeschlossene Stadt in sich. Interessanter Ansatz den man mal gesehen haben sollte.

Uns zieht es aber weiter aus der hitzigen Ebene in die Höhe. Hinter Chandigarh beginnt Himachal Pradesh und damit die Bergwelt Nordindiens. Unser erster Anstieg führt uns nach Shimla, einer von den Briten gegründeten Hill-Station. Von dort wurde zu Zeiten Britisch-Indiens in den Sommermonaten das ganze Land regiert. Und so ist es heute die Hauptstadt des Bundesstaates. Ein enges an eine Hügelkette geklebtes Städtchen, das unter dem Verkehr der Tagesbesucher aus den Ebenen fast erstickt. Die Aussicht ist fantastisch und so geniessen wir sie um danach aber gleich weiter zu ziehen.

Hinter Shimla geht es durch die Hügelketten Richtung Norden. So windet sich unsere Strasse immer knapp unter 2000m die Hänge entlang und wir arbeiten uns von Tal zu Tal bis wir kurz vor Mandi wieder auf den Highway stossen. Die Strasse führt uns ins Kullu-Tal, berühmt für Schals, Marihuana und Manali, ein Urlaubsort der alles bietet was der Inder sucht. Die Lage am Manali-Leh Highway macht Ihn zu einem wichtigen Knotenpunkt vor den unwegsamen Gebiete der Hochtäler. In den letzten Jahrzehnten hat sich hier auch eine grosse Gemeinde an westlichen Touristen festgesetzt so dass der Ort auch alles bietet was unser eins von Zeit zu Zeit sucht...

Von Manali aus wollen wir ein Teilstück des Manali-Leh Highways fahren, der vier über 4500m hohe Pässe auf dem Weg nach Leh überwindet. Wir sind früh im Jahr, es gab viel Schnee im Winter also sind unsere Möglichkeiten eingeschränkt... Also war unser Prinzip: Mal sehen wie weit wir kommen.

Unser erstes Hindernis war der Rohtang-Pass der das Kullu Tal vom Lahaul Tal trennt. Im unteren Teil ist er mit Alpenpässen vergleichbar und so windet er sich langsam nach oben. Im oberen Teil ist er unvergleichlich. Der Winter und der massive Verkehr haben der Strecke so zugesetzt das man eigentlich nicht mehr von einer Strasse reden kann. Täglich quälen sich Tausende von Autos mit Indern die Strecke hinauf um oben auf dem Pass das erste (und wahrscheinlich einzige) Mal Schnee zu sehen und zu erleben. Am Rand der Strecke gibt es unzählige Läden die alles von Schneeanzügen bis Ski vermieten. Das sieht dann lustig aus, wenn sich junge Leute auf Ihren Motorrädern, mit langen Pelzmänteln an, an einem vorbei drängeln. Nach dem Pass wird es ruhig, denn nur wenige folgen der Strasse hinab ins Lahaul Tal. Das ist auch gut so, denn die ist teilweise noch abenteuerlicher als hinauf. Unten angekommen fährt man entlang des Flusses durch die wenigen Dörfer das Tal hinauf nach Keylong. Die Strasse wird zweispurig ausgebaut, was sie je nach Ausbaustand entweder in einen frisch geteerten Highway oder in eine schmale Seenlandschaft verwandelt. Da die frisch abgetragenen Hänge am Streckenrand so gut wie nicht gesichert werden ist es eine Frage der Zeit wann die ganze Arbeit wieder durch einen Bergrutsch zerstört wird. Die Aussicht auf die umliegenden sechstausender mit Ihren Gletschern ist wundervoll und 20km nach Keylong hinter Darcha beginnt der Anstieg zum Baralacha La, mit 4908m unser zweiter Pass auf dem Weg. Oben angekommen sind wir mitten in meterhohem Schnee und am Ende unserer Strecke angekommen. Unterwegs haben wir schon endlose Kolonnen von Tank- und Frachtlastwagen überholt die unten auf die Öffnung der Strecke nach Leh warten um die sehnsüchtig erwarteten Waren abliefern zu können. Wir hatten Glück mit dem Wetter und können oben bei stechender Kälte und blauem Himmel die Aussichten auf die Himalayagipfel geniessen.

Während sich unser Motorrad beim Aufstieg mit unserer Last und der immer dünneren Luft zeitweise extrem gequält hat geniessen wir die Abfahrt zurück ins Tal, bevor uns am Rohtang La die nächste Aufgabe erwartet. Aber die knapp 60km Passstrasse über den Rohtang kriegen wir auch hin und erreichen abends müde und erschlagen Manali.

Nach zwei Tagen Erholung fuhren wir weiter nach Mandi um von dort zum Rewalsar-See zu fahren. Der in einer Senke in den Bergen liegende See ist bei Buddhisten, Sikkhs und Hinduisten gleichermassen ein Heiligtum. Tempel, Gebetsstätten und Heiligenfiguren umrunden den See. Bei einem Spaziergang um den See fällt vor allem die unglaubliche Anzahl an Fischen auf die den Fütternden Pilgern fast aus der Hand fressen. Irgendwie gespenstisch, aber da der See heilig ist, die Nahrung durch die Pilger grenzenlos gibt es keine natürlichen Feinde... Der absolute Höhepunkt Rewalsars aber ist die Aussicht auf die Hügel und Berge Himachal-Pradeshs. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns vom Gebirge und traten unsere letzten 500 Bike-Kilometer nach Delhi an... Nach einem letzten Pass nur noch ein unglaublich staubiges Unternehmen...


 

ein Abstecher zurück in die Bergwelt des Himalaya