Nach unserem Aufbruch in Fatihpur Sikri sind wir schon nach wenigen Kilometern in dem Bundesstaat den jeder als „must-have-seen“ Gegend Indiens stempelt: Rajasthan... wo die Wüstenlandschaft auf die farbenfrohen und stolzen Menschen der Rajput trifft, magisch...

Das erste Etappenziel lautet Jaipur, die Hauptstadt des Bundesstaates. Dies erreichen wir aber nicht, sondern stranden in Abhaneri. Dort gibt es ein Bauwerk zu besichtigen das spontan an die Azteken denken lässt: Einen Stufenbrunnen. Das gigantische Bauwerk stammt ursprünglich aus dem 8. Jhd und ist einfach wunderbar und beeindruckend. Diese Nacht verbringen wir zum ersten Mal in unserem Zelt. Die Bauernfamilie bei der wir uns „einmieten“ ist sichtlich amüsiert wie man nur auf dem Boden schlafen kann...

Am nächsten Tag erreichen wir Jaipur die pinke Stadt. Diese Farbe gilt hier als das Zeichen der Gastfreundschaft und wird seit einem Besuch King George‘s vor etwa hundert Jahren regelmässig aufgefrischt. Ein schönes Städtchen in dem wir auch unser Motorrad zur dringend nötigen Reparatur bringen müssen. Der Kickstarter hat seine Arbeit eingestellt und die Schaltung an sich tat auch nicht immer das was sie sollte. Nebenbei haben wir ein paar Pfuschereien gefunden die man uns nach dem Unfall untergeschoben hatte... Der Stossdämpfer vorne links leckte.

So verbringt Holger, nachdem wir am ersten für alles zu spät waren, den zweiten Tag in der Werkstatt um die Reparatur zu beaufsichtigen. Ergebnis des ganzen: nicht viel von der Stadt gesehen, aber Motorrad wieder in Gang gesetzt. Danach lief sie wie geschmiert und wir beschliessen vor der Abreise noch einen Abstecher zur, die Stadt beherrschenden, Festung zu machen um uns wenigstens einen Überblick von oben zu verschaffen.

Die Tagesstrecke führt uns also nur noch knapp 100km von Jaipur weg wo wir in einem hässlichen Örtchen am Highway mit dem hübschen Namen DUDU in einer Pilgerunterkunft Unterschlupf finden. Grenzwertiges Etablissement mit unschlagbarem Preis: 65 Rupies also etwa einen Euro für uns beide :-)

Am Tag darauf erreichten wir Pushkar, ein kleines Städtchen am Rand von Nowhere das mit seinem See um das es gebaut wurde Pilger und Touristen gleichermassen anzieht. In seinen heiligen Wassern baden tausende von Pilgern, wurde die Frau des Verteidigungsministers von Krokodilen gefressen (was das gewaltsame Ende der Tiere bedeutete) und ist ein Teil der Asche Gandhis verstreut worden. Ein Plätzchen zum Verweilen... Wie immer ein Wiederspruch in sich, während auf vielen Plakaten Drogenverbot verkündet wird, bekommt man an jeder Ecke selbige angeboten... Gläubige Pilger, Priester und Abzocker sind schwer zu unterscheiden. Zusätzlich kommt momentan noch die Tatsache hinzu das der See wegen Bauarbeiten trockengelegt wurde, was unser Hotel etwas albern klingen lässt: „Lake View“...

Ein Abstecher nach Ajmer mit dem grössten muslimischen Heiligtum Indiens, einer quirligen Altstadt und dem verspieltesten (Jain) Tempel unserer bisherigen Reise, reisst uns etwas aus dieser Gelassenheit...

Am Tag darauf geht es dann weiter nach Bikaner. Über eine relativ wenig befahrene Landstrasse fahren wir durch das immer trockener werdende Land nach Norden. Wieder einmal haben wir uns etwas überschätzt und kommen nach der Hälfte der Strecke zum Stillstand. Übernachtung auf dem (mitten in der Stadt gelegenen) Bauernhof mit frischer Milch vom Euter weckten in Andrea dann Heimatsgefühle...

Der nächste Tag bringt uns nach Bikaner, ehemalige Herrscherstadt am Rand der Wüste Thar.

Hauptziel unseres Abstechers hierher ist das Fort. Eine Ansammlung künstlerischer Hochleistungen über die Jahrhunderte lässt spontan einen Hauch von Tausendundeinernacht aufkommen... Faszinierende Architektur und verspielte Liebe zum Detail treffen hier geradezu genial aufeinander. Eine Augenweide. Ein Bummel durch die quirlige Altstadt und ein Ausflug zur Gedenkstätte der verstorbenen Herrscher von Bikaner runden unseren Aufenthalt ab.

Am nächsten Morgen geht es weiter zu unserem nächsten Ziel der fabelhaften goldenen Stadt Jaisalmer. Ihr werdet es lesen....