Trekking in der Annapurna Region

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Ausflug in das eisige Herz des Himalayas

oder von Bananen zu Eiszapfen und zurück

 
 

Als wir am 20. November aus dem klapprigen Bus in Besi Sahar stiegen traf uns das schwüle Wetter wie ein Schlag und die Rucksäcke voll Winterklamotten hingen bombenschwer auf unserem Rücken. Unser in Kathmandu noch schnell geliehenes Zelt und unsere Küche taten ihren Teil dazu das Gewicht auf knapp 17 Kilo pro Rucksack anschwellen zu lassen.


Und so lief uns auf den ersten Kilometern auch ordentlich der Schweiss während uns die Flip-Flop tragenden Einheimischen wegen unserer steigeisenfesten hochalpinen Schuhe den ein oder anderen schrägen Blick zuwarfen... Aber jedes Teil sollte später noch seinen angebrachten Dienst erfüllen ;-)


Wir sind dann in etwa einer Woche von 900m auf knapp 3600m über dem Meer angestiegen. Dabei ging es durch Reisterrassen, über steile Treppen und unzählige Hängebrücken von einer Seite des Flusstals zur anderen. So konnten wir unterwegs viele schöne Blicke auf Berge, Menschen, Kultur und Glaube dieser ursprünglichen Region werfen. Selbst die Zerstörung dieser Idylle hat uns zum Stauen gebracht, denn die Strasse wird tatsächlich von unzähligen, grossteils minderjährigen, Arbeitern mit der Hand aus dem Fels geschlagen. Das sollte noch einige Zeit dauern bis die Jeeps und Lastwagen das Tal bis hinauf rollen können. In Manang haben wir dann einen Anklimatisationstag eingelegt und sind diesmal ohne Gepäck federleicht zum Ice-Lake auf 4600m  hinaufgeklettert.


Dies war optimal zur Vorbereitung auf unseren Abenteuerausflug zum Tilicho-Lake. Statt wie alle anderen über den Thorung-La Pass die Runde zu machen haben wir uns einen Seitenweg über den (angeblich) höchsten See der Welt (4910m) ausgesucht, der uns später wieder auf den Rundweg zurück bringen soll. Dieser Teil ist im Winter etwas heikel und wegen fehlender Herbergen nur mit Zelt zu schaffen.


Nach unserem Aufstieg zum See den wir in möglichst kleinen Höhenschritten gemacht haben um der Höhenkrankheit keine Chance zu lassen, erreichten wir am 1. Dezember das Seeplateu. Neben einer atemberaubenden Aussicht auf das ewige Eis der umliegenden vergletscherten 7000er Bergrücken und dem schon fast kitschig blauen Wasser des Sees erwartet uns stürmischer Wind der die schon kalte Luft schneidend erscheinend lässt.

Der erste Tag im Schnee bringt uns dann auch schon die ersten Überraschungen. So kommen wir wegen des teilweise knietiefen Schnees in den wir immer wieder, auch aufgrund unseres schweren Gepäcks, einbrachen nur 2km weit und abends beim Zeltaufbau bricht uns eine von Gottseidank 4 Streben. Kaum ist die Sonne abgetaucht folgen Ihr im Eiltempo die Temperaturen und wir bereiten uns auf unsere erste Nacht im Gefrierschrank vor.


Als wir am Morgen nach wenig Schlaf wach werden ist uns sogar der Tee in Andreas Schweizer Thermoskanne gefroren... Knackig, knackig!!

Mit der Sonne kommen die Lebensgeister und die Motivation zurück und so überqueren wir am Vormittag unseren ersten Pass und höchsten Punkt unserer gesamten Tour, den Eastern-Pass (5315m). Danach kommen auf einer glatten harten Schneedecke unsere Steigeisen zu ihrem ersten Einsatz und wir so relativ gut voran. Der (nur teilweise sichtbare) Weg in Realität will dem auf unserer Karte irgendwie nicht folgen und so verlieren wir wertvolle Zeit. Am späten Nachmittag sind wir immer noch weit von unserer zweiten Herausforderung entfernt und so beschliessen wir eine zweite Nacht über 5000m zu verbringen. Der Wind in der Nacht setzt unserem angeschlagenen Zelt und unseren Nerven doch einigermassen zu und so sind wir am Morgen auch vom Schlafmangel und leichten Höhenkrankheitssymptomen (Kopfschmerzen und leichte Übelkeit) gezeichnet. Der Anstieg zum Mesokanto La-Pass beginnt mit einem Abstieg in ein ehemaliges Gletschertal und ist recht happig, so dass wir erst gegen Mittag die Passhöhe erreichen.

Ein Eintrag in der Karte (Steep Icy Descent) hatte uns dazu gebracht die Steigeisen mitzunehmen, worüber wir als wir über den Kamm ins Tal schauten auch herzlich froh waren... 500m steiler verschneiter Abhang erwartete und beschäftigte uns den Rest des Tages. Am Abend schlugen wir das erste Mal seit 4 Tagen das Zelt nicht auf Schnee auf. Hurra!!!

Am nächsten Tag liefen wir 9 Stunden bergab um nach knapp 2000m Abstieg Jomson und damit die Zivilisation wieder zu erreichen.


Auch wenn die Strecke länger dauerte als wir geplant haben, sind wir mit unseren Vorräten noch geradeso hingekommen. Mit leeren Vorratstaschen und einer fast trockenen Brennstoffflasche sind wir in Jomson eingelaufen. Vor allem das Trinkwasser hat einiges an Energie gekostet. Beim Filtern ist uns anfangs der Wasserfilter immer wieder eingefroren, so dass wir das Wasser im Topf vorgeheizt haben bevor es durch den Filter ging.

Was uns etwas stutzig machte, vor allem im Nachhinein ist die Tatsache das niemand wirklich über die Zustände rund um den See zu dieser Zeit Bescheid wusste. Unsere Nachfrage in Manang im offiziellen Büro des Parks wurde mit „kein Problem, ist machbar („yes, possible“) beantwortet. Trekkkingagenturen in Pokhara erklärten dass selbst zu dieser Jahreszeit keine besondere Ausrüstung für die Überquerung notwendig sei...


Aber wir wollen uns nicht beschweren, haben uns entschieden es alleine zu machen und sind gut und ohne grössere Schwierigkeiten drüber gekommen. Die Eindrücke, die man hier teilweise auf den Bildern sehen kann sind geblieben. Ein wunderschönes Stück Himalaya.


Und es war der höchste Punkt den Holger jemals in seinem Leben betreten hat.


In Jomson haben wir uns dann einen Tag Pause gegönnt bevor wir uns wieder abwärts bewegt haben. Der Name der letzten Herberge in Jomson („Windy Valley Guesthouse“) war Programm für den ganzen Tag, denn es war wirklich eine nicht besonders angenehme Wanderung mit ständigen Staubböen im Gesicht. Wahrscheinlich auch der Grund warum die meisten von hier aus mit dem Flugzeug nach Pokhara zurückfliegen.


Nach zwei weiteren Tagen durch eine äusserst reizvolle Gegend kamen wir in Tatopani (nepalesisch: warmes Wasser) an und haben uns gleich am Abend in die namensgebenden heissen Quellen gestürzt. Welch eine Wohltat nach drei Wochen Trekking. Nach einem Tag Pause haben wir beschlossen ein paar Tage Pause in Pokhara einzulegen bevor wir uns in den Sanctuary, das „Schatzkästchen“ der Annapurna-Range aufmachen....


Erfrischt und gestärkt geht es dann am 15. Dezember wieder in die Wanderschuhe und damit zurück in den Naturpark. Dort erleben wir die Veränderungen des Circuits im Zeitraffer. In zwei Tagen haben wir uns von den Reisterrassen und Mandarinenplantagen des Tieflandes in über 3000m Höhe vorgearbeitet und zwischenzeitlich immer wieder atemberaubende Ausblicke auf die umliegenden Gipfel werfen können. Am Tag 4 erreichen wir in einem Schneesturm das Annapurna Base Camp am Fusse des Annapurna I, dem zehnthöchsten Berges der Welt. Nach einem verschneiten Abend und einer sternenklaren Nacht erwartet uns dort ein einmaliges Schauspiel, der Sonnenaufgang inmitten von 6-8000m hohen schneebedeckten Riesen. Unbeschreiblich...


Auf dem Rückweg ins Tal machen wir noch einen Abstecher zum Poon Hill ein dem massiv vorgelagerter „Hügel“ der von 3200m Höhe ein unvergleichliches Panorama dieses Gebietes bietet und so jeden Morgen zum Sonnenaufgang von dutzenden Menschen besucht wird.


Nach dem Abstieg von dort zurück zur Strasse sind wir nach Pokhara zurückgefahren wo wir mit einem Schweizer Pärchen, die mit Ihrem Landrover auf dem Rückweg von Australien (Infos: www.timurtour.ch) einen Abstecher nach Nepal gemacht haben, den Weihnachtsabend gemütlich verbracht haben. 


Am 25. sind wir mit dem Bus zurück nach Kathmandu gefahren wo wir diesen Bericht verfasst haben.